Chartarten

Hier werden nun einige Charttypen vorgestellt. Das Linienchart, der Balkenchart, der Kerzenchart = Candlestickchart, der Point&Figure Chart und der Kagi Chart.

Bei einem Chart mit gleichberechtigter Zeitkomponente wird für die Konstruktion des Charts das Zeitintervall definiert, welches dann auf der X-Achse regelmäßig um eine Einheit nach rechts abgetragen wird. Je nach Chartart wird dann nur der Schlusskurs dieses Zeitintervalls (Linienchart) abgetragen oder Eröffnung (Open), Schluss (Close), Hoch (High) und Tief (Low) des Zeitintervalls (Bar- oder Candlestickchart).

Bei den Point&Figure-, Kagi-, Renko- und Three Line Break Charts wird die Zeitkomponente ignoriert. Zwar wird auch hier die Zeitkomponente auf der X-Achse abgebildet, es wird aber kein festes Zeitintervall definiert. Bei diesen Charttypen wird für die Konstruktion das Reversal (= Umkehr) festgelegt: Wie groß muss die Gegenbewegung mindestens sein, bevor eine Linie (Kagi), eine Säule (Point&Figure), ein Block (Renko) in Gegenrichtung abgetragen wird.
Das voranschreiten der Zeit wird also ebenfalls auf der X-Achse abgetragen, aber wann eine neue Linie oder Säule abgetragen wird, wird über die Stärke der Kursbewegung definiert. Das Reversal kann absolut in Punkten oder Euro (oder einer anderen Währung) definiert werden, oder als fester Prozentbetrag.
Es wird mehr Wert gelegt auf signifikante Kursbewegungen und Trendwechsel. Das „statistische Rauschen“ – also der Kleinkrieg zwischen Bullen und Bären – welches mit schöner Regelmäßigkeit zu Fehlsignalen führt, wird ignoriert. Erst wenn sich das Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären tatsächlich verschoben hat, wird eine neue Trendrichtung angezeigt. Je größer das Reversal gewählt wird, desto signifikanter muss die Verschiebung von Angebot hin zu Nachfrage sein oder umgekehrt, bevor der Trendwechsel im Chart angezeigt wird.

Charts lassen sich also vielfältig variieren:

  • Das Zeitintervall kann von Minuten bis Jahren gewählt werden.
  • Die Kursskala kann arithmetisch oder logarithmisch dargestellt werden.
  • Es kann nur der Schlusskurs abgetragen werden, oder aber Open, Close, High und Low.
  • Wird die Zeitkomponente ignoriert, muss ein Reversal definiert werden.

Skalierung

Charts können entweder mit einer linearen (= arithmetischen) oder einer halblogarithmischen Kursskala konstruiert werden. Auf der Y-Achse werden die Kursbewegungen abgetragen, die X-Achse ist die Zeitachse. Speziell für längerfristige Analysen empfiehlt sich die halblogarithmische Darstellung. Dabei werden die Kursbewegungen mit einer logarithmischen Skala dargestellt. Die Skala der Zeitachse ist arithmetisch.
Beim arithmetischen Maßstab zeigt die vertikale Kursskala gleiche Abstände für gleiche Kurseinheiten. Der Abstand zwischen den Punkten 1 und 2 ist der gleiche, wie derjenige zwischen den Punkten 9 und 10. Absolut beträgt die Differenz 1 Punkt, aber von 1 bis 2 sind es 100% Zuwachs und von 9 bis 10 sind es 11% Zuwachs.

Bei der halblogarithmischen Skalierung werden mit steigenden Kursen die prozentualen Zuwächse kleiner. Der Abstand zwischen den Punkten 1 und 2 ist der gleiche wie zwischen 5 und 10, weil es sich beide Male um eine Verdoppelung handelt. Die Skala der Zeitachse bleibt arithmetisch.

Linienchart

Im Linienchart (siehe Abbildung 1) wird nur der Schlusskurs der entsprechenden Periode eingezeichnet. Für viele Börsianer stellt der Tagesschlusskurs der wichtigste Kurs des Tages dar. Viele technische Analysten verwenden Liniencharts im langfristigen Bereich, weil langfristige Trends und Trendbrüche auf einen Blick und ohne zusätzliche Hilfsmittel erkennbar sind.

Bei der ausschließlichen Verwendung des Schlusskurses gehen allerdings relevante Informationen verloren: Bezogen auf den Tageschart der Eröffnungskurs und die gesamte Handelsspanne, also das Tageshoch und Tagestief. Der Barchart und Candlestickchart machen diese zusätzlichen Informationen auf einen Blick verfügbar.

Abbildung1

Balkenchart

Im Balkenchart (= Barchart) wird die Schwankungsbreite eines jeden Tages (oder der gewählten Periode) durch einen senkrechten Balken (= Kursstab) dargestellt. In der Standardeinstellung des Balkencharts (siehe Grafik 1 und Abbildung 2) ist dieser Kursstab schwarz, der Eröffnungskurs wird durch den kleinen waagrechten Strich links des Balkens dargestellt, der Schlusskurs durch den kleinen waagrechten Strich rechts des Balkens.

Grafik 1

In ganz spartanischen Darstellungen wird nur die Handelsspanne und der Schlusskurs dargestellt, also Kursstab plus Strich rechts. Bei der „Luxusvariante“ werden steigende Bars grün und fallende Bars rot eingefärbt (siehe Abbildung 3).

Barcharts sind in der westlichen Welt seit langer Zeit im Gebrauch. Der ungeübte Chartleser tut sich mit der klassischen schwarzen Darstellung schwer, auf Anhieb die positiven und die negativen Tagen zu erkennen. Die bunte Variante ist wesentlich ansprechender. Eine Weiterentwicklung des Barcharts ist der Candlestickchart. Die Grundkonstruktion der Kerzen erlaubt dem Chartleser auf einen Blick, Eröffnungskurs, Schlusskurs, Tageshoch und Tagestief zu erkennen.

Abbildung 2
Abbildung 3

Candlestickchart

Historisches

Die Geschichte der Technischen Analyse beginnt in Japan im 16. Jahrhundert. Nach der Sekigahara Schlacht im Jahr 1600 wurde Japan von General Tokugawa Ieyasu geeint. Er gründete in Edo, dem heutigen Tokyo, seine Regierung. Und wie alle Regierungen brauchte auch Tokugawa Ieyasu Geld. Seine Haupteinnahmequelle war Reis, welcher als Steuer an ihn abzugeben war. Der Reis wurde gelagert und in die Provinzen weiterverkauft. Das so eingenommene Geld wurde großzügig ausgegeben – wie im heutigen Leben auch. Wurde der Reis und das Geld knapp, wurde die nächste, noch auf dem Feld stehende Ernte verkauft. Es wurden Belege für diesen „Termin-Verkauf von Reis“ ausgestellt, welche dann gehandelt wurden – der erste Future war geboren, und damit natürlich auch die Future-Händler. Die wollten natürlich ordentlich Geld verdienen und versuchten, den Markt zu verstehen. Wie er auf bestimme Ereignisse reagiert, um damit die Preise auf den Reis-Future vorherzusehen. Damit war die Technische Analyse geboren. Über Generationen hinweg wurden die Analysemethoden verfeinert und wohl im Jahr 1868 wurden die Candlesticks in der Form, wie wir sie kennen, erstmals angewendet.

Steve Nison hat 1990 die ersten Trader in der westlichen Welt in diese Analysetechnik eingeführt.

Es werden die gleichen Daten wie bei den Balkencharts verwendet:

  • Eröffnungskurs
  • Tageshöchstkurs
  • Tagestiefstkurs
  • Schlusskurs

Helle (oder grüne oder ungefüllte) Kerzen bilden steigende Kurse ab, dunkle (oder rote oder schwarze) Kerzen fallende Kurse (siehe Grafik 2 und Abbildung 4). Obwohl auf die gleichen Daten zurückgegriffen wird, sind Candlesticks visuell viel ansprechender. Die abgebildeten Informationen können viel leichter interpretiert und analysiert werden.

Grafik 2
Abbildung 4

Candlesticks eignen sich nicht nur als Darstellungsart der Kurse, sie sind gleichzeitig eine anerkannte Analysemethode.

Grundsätzliches

Der Vorteil der Candlesticks liegt in der Darstellungsform und deren Informationsgehalt. Einzelne Kerzen haben meist eine sehr begrenzte Prognosequalität. Die Analyse der Formationen hingegen – es gibt insgesamt etwa 80 verschiedene Formationen – bietet Einblick in die Verhaltensmuster der Marktteilnehmer (= Behavioral Finance). Insofern ist die Kenntnis der Candlestick-Formationen eine ausgezeichnete Hilfe, die langfristigen oder kurzfristigen Stimmungen an den Märkten zu erkennen und entsprechende Voraussagen über zukünftige Kursentwicklungen zu treffen.

Vorhersagekraft

Die Vorhersagekraft von Candlestick-Formationen ist in der Regel beschränkt auf die nächsten drei bis 5 Perioden.

  • in einem Stundenchart auf die nächsten 3-5 Stunden
  • auf Tagesbasis erlauben sie eine Vorhersage der nächsten von 3-5 Tagen
  • auf Wochenbasis erlauben sie eine Vorhersage der nächsten 3-5 Wochen
  • auf Monatsbasis erlauben sie eine Vorhersage der nächsten 3-5 Monaten

Die Candlestick Analyse liefert keine 100 % eintreffenden Vorhersagen – wie alle anderen Methoden der Technischen Analyse auch. Aber die Erfahrung versierter Candlestick Trader zeigt, dass 60 % – 70 % der Formationen eine zutreffende Kurseinschätzung für den Kursverlauf der nächsten Perioden wieder geben. Ein weiterer Vorteil der Candlesticks: sie lassen sich mit allen Methoden der Technischen Analyse kombinieren, der Trendanalyse, der Formationsanalyse, den Indikatoren und Oszillatoren. Dabei sollte aber beachtet werden, dass an erster Stelle der Analyse immer die Trendanalyse steht, und zwar unabhängig von der verwendeten Chartart, dem Zeithorizont oder dem gewählten Instrument. Erst dann werden die Chart-Formationen analysiert (Umkehrformationen und Fortsetzungsformationen) und bei Bedarf Indikatoren und Oszillatoren zu Hilfe genommen oder Saisonalitäten verwendet.

Literatur

Die wichtigsten Candlestick-Formationen werden hier vorgestellt. Darüber hinaus wird auf das Buch „Beyond Candlesticks“ von [Steve Nison], John Wiley & Sons, Inc. verwiesen, in deutscher Übersetzung erschienen im Finanzbuchverlag mit dem Titel „Technische Analyse mit Candlesticks“.
Thomas N. Bulkowski hat sich die Mühe gemacht, 103 Kerzenformationen hinsichtlich ihrem tatsächlichen Verhalten untersucht. Bulkowski’s penible Statistiken zeigen schwarz auf weiß, dass in die eine oder andere Candlestickformation wesentlich mehr hineingedeutet wird, als sie tatsächlich hergibt.
Barbara Rockefeller definiert in ihrem Buch „Chartanalyse für Dummies“ die Vorhersagekraft von Candlesticks.

Point & Figure Chart

Dieser Charttyp wird seit mindestens 1886 verwendet. Der Point & Figure Chart bildet ausschließlich Kursbewegungen ab. Die Zeitkomponente wird nicht mit einbezogen.

Jedem Kästchen wird ein vorher definierter Punktewert zugewiesen (Box-Size) und jede Bewegung von mehr als einer Box-Size wird aufgezeichnet. X steht für steigende Kurse, 0 für fallende Kurse. Solange die Kursbewegung in die gleiche Richtung geht, werden die X-Zeichen übereinander bzw. die 0-Zeichen untereinander eingetragen. Alle Kursbewegungen, die unter der definierten Box-Size liegen, werden ignoriert.
Eine neue Spalte wird immer dann begonnen, wenn sich die Richtung der bisherigen Kursbewegung ändert. Es gibt nie gemischte Säulen, immer nur „gestapelte“ X oder „gestapelte“ 0 Säulen. Eine Änderung der Richtung der Kursbewegung wird dann angenommen, wenn die Kursbewegung in die entgegengesetzte Richtung der bisherigen Kursbewegung eine gewisse Mindestgröße erreicht (Reversal). In der Standardeinstellung wird das Reversal mit 3 Box-Sizes definiert.

Beim Bestimmen der Box-Size gibt es die Variante der absolut definierten Kästchengröße oder die Variante der Kästchengröße in Prozent (vom Kurswert). Das Reversal ist immer ein Vielfaches des Box-Size. Je größer dieses Vielfache gewählt wird, desto „ruhiger“ wird der Chart. Störendes Rauschen wird einfach ausgeblendet.

Um die Zeitkomponente nicht ganz außer Acht zu lassen, werden die Monatszahlen innerhalb der Spalten eingefügt. Januar bis September 1-9. Oktober bis Dezember A-C.

Zum Beispiel: Beim DAX hat sich eine Box-Size von 50 Punkten bewährt. Bei einem 3er Reversal macht das 150 Punkte.
Angenommen, der DAX befindet sich im Aufwärtstrend, die aktuelle Spalte ist eine (steigende) X-Säule. Steigt nun der DAX um:

  • +50 bis +99 Punkte: Es wird ein X nach oben abgetragen.
  • +100 bis +149 Punkte: Es werden 2 X nach oben abgetragen.
  • +49 bis -149 Punkte: Es wird nichts gemacht.
  • -150 bis -199 Punkte: Es wird eine neue Säule begonnen und drei 0 nach unten abgetragen.
  • -150 bis -249 Punkte: Es wird eine neue Säule begonnen und vier 0 nach unten abgetragen.

Siehe Abbildung 5 und 6.

Abbildung 5
Abbildung 6

Nochmals die Grundlagen Point&Figure Charts:

  • bildet ausschließlich Kursbewegungen ab
  • Zeitkomponente ist sekundär
  • hat keine lineare Zeitachse
  • steigende Kurse werden in einer X-Säule dargestellt
  • fallende Kurse werden in einer 0-Säule dargestellt
  • Es gibt entweder X oder 0-Säulen – bei 1 Punkt Umkehr sind gemischte Säulen möglich
  • Monatsangaben im Chart: 1 – 9 = Januar – September, A – C = Oktober – Dezember; Jahreszahlen in der X-Achse
  • Box-Size (=Kästchengröße) und Reversal (Umkehr) werden definiert
  • Aufgrund der Konstruktion gibt es keine Gaps
  • Trendlinien werden im 45º Winkel eingezeichnet (3 Punkt Umkehr)

Signalerzeugung

Im Point&Figure Chart ist die Generierung eines Kauf- und Verkaufssignals klar und eindeutig geregelt:

Abbildung 7

 Die wichtigsten Point&Figure-Formationen werden hier vorgestellt.

Literatur:

Reinhard Scholl „Point&Figure“ erschienen im Finanzbuchverlag. Eine Buchbeschreibung finden Sie hier.

Kagi Chart

Kagi Charts wurden um 1870 in Japan entwickelt. Ins Deutsche übersetzt bedeutet „Kagi“ Schlüssel, und zwar die mit einem breiten Bart. Sie werden auch Schlüssel- oder Haken-Charts oder Hook-Charts genannt.
Bei einem Chart mit gleichberechtigter Zeitkomponente wird für die Konstruktion des Charts das Zeitintervall definiert, welches dann auf der X-Achse regelmäßig abgetragen wird. Je nach Chartart wird dann nur der Schlusskurs dieses Zeitintervalls (Linienchart) abgetragen oder Eröffnung, Schluss, Hoch und Tief des Zeitintervalls (Bar- oder Candlestick Chart).

Kagi Charts gehören neben den Renko-, Three Line Break- und Point&Figure Charts zu den Chartarten, bei welchen die Zeitkomponente ignoriert wird.

In einem japanischen Buch über Kagi Charts soll zu lesen sein: „…Candlestick Charts sind die besseren Bar Charts und Kagi Charts sind die besseren Point&Figure Charts.“

In der Standardeinstellung werden nur Schlusskurse verwendet. Es ist aber auch die Anwendung auf Intraday-Basis möglich. Für die Konstruktion eines Kagi Charts wird zuerst das Reversal festgelegt: Welche Mindestgröße muss die Gegenbewegung haben, dass eine Linie in Gegenrichtung eingezeichnet wird? Das Reversal kann als absolute Zahl oder als Prozentwert von aktuellen Kurs definiert werden.

In Abbildung 8 ist der DAX mit einem Reversal von 50 Punkten dargestellt.

Abbildung 8

Ein Kagi Chart besteht aus vertikalen dicken (= Yang) oder dünnen Linien (=Yin), welche mit horizontalen dicken oder dünnen Linien verbunden sind. Richtung sowie Stärke werden in direkter Abhängigkeit der Preisentwicklung eingezeichnet. Die vertikalen Linien bilden die Kursbewegung in Bewegungsrichtung ab. Solange der Kurs ansteigt oder fällt, wird die vertikale Linie auf das Schlusskursniveau verlängert. Ändert sich die Bewegungsrichtung und wird die vorher festgelegte Reversalgröße überschritten, wird eine neue vertikale Linie in Gegenrichtung eingezeichnet. Die beiden Linien werden mit dem horizontalen „Haken“ verbunden.

Interpretation

Wie wird ein Kagi Chart interpretiert?
In Abbildung 9 ein Ausschnitt aus dem DAX Chart.

Abbildung 9

Detailzeichnung 10

Bei der grünen 1 folgende Situation: Nach einer dünnen Abwärtslinie ein kurze Gegenbewegung – es ging also um mindesten 50 Punkte nach oben. Die Aufwärtsbewegung ist nur kurz, es geht wieder um mindestens 50 Punkten nach unten. Und wieder ein Trendwechsel – es geht um mindesten 50 Punkte nach oben – und dieses Mal dauerhafter. Der bei der kurzen Gegenbewegung gebildete Widerstand wird überschritten – und damit wird die Aufwärtslinie dick und es wird ein Kaufsignal erzeugt. Der vorangegangene und gebrochene Widerstand wird als Schulter bezeichnet (siehe Detailzeichnung 10).


Detailzeichnung 11

Bei der roten 2 folgende Situation: Es wurden immer neuere Hochs ausgebildet, also ist die Linie dick. Bei der Abwärtsbewegung wird die ausgebildete Unterstützung unterschritten und die Linie wird dünn und es wird ein Verkaufssignal erzeugt. Die vorangegangene und gebrochene Unterstützung wird als Taille bezeichnet (siehe Detailzeichnung 11).

Wird eine durch eine Taille gebildete Unterstützung gebrochen (Abbildung 11) oder wird ein durch eine Schulter gebildeter Widerstand gebrochen (Abbildung 10), so wird ein Verkaufssignal bzw. ein Kaufsignal generiert. Besonders vorsichtige Trader-Naturen warten eine Bestätigung eines Kauf- oder Verkaufsignals ab, bevor sie das Signal befolgen. Multi-Level-Breaks entsprechen einer Bestätigung.
In seinem Buch „Beyond Candlesticks“ widmet Steve Nison diesen Brüchen (= Breaks) ein eigenes Kapitel, den Multi-Level Breaks. Es gibt durchaus Trader, die eine Bestätigung abwarten, bevor sie ein Kauf- oder ein Verkaufssignal befolgen. Eine einfache Bestätigung entspricht einem Two Level Break, eine doppelte Bestätigung entspricht einem Three Level Break. Anzumerken ist, dass jede Bestätigung, die abgewartet wird, zwar Risiko aus der Position herausnimmt, andererseits aber auch den potentiellen Gewinn schmälert.

Abbildung 12

In Abbildung 12 sind die Multi-Level Breaks schematisch dargestellt. Kommt es in einem Aufwärtstrend zum Bruch der zuletzt ausgebildeten Taille T1, ist dies der One Level Break oder auch ein einfaches Verkaufssignal. Die (dicke) Yang Linie wird beim Break zu einer (dünnen) Yin Linie. Wird im weiteren Kursverlauf auch die davor ausgebildete Taille T2 gebrochen, welche niedriger ist als T1, so ist dies ein Two Level Break. Mit diesem zweiten Break wurde das Verkaufssignal bestätigt.

Die zweite schematische Darstellung zeigt den Bruch eines Abwärtstrends, definiert durch fallende Schultern und fallende Taillen. Beim Bruch der letzten Schulter S1 wird ein Kaufsignal generiert, ein One Level Break. Die (dünne) Yin Linie wird zu einer (dicken) Yang Linie. Wird der Widerstand von Schulter S2 gebrochen und damit das Kaufsignal bestätigt, ein Two Level Break. Wird auch der Widerstand der dritten Schulter S3 gebrochen, wird das Kaufsignal erneut bestätigt, ein Three Level Break ist entstanden.

Abbildung 13

Im DAX-Chart in Abbildung 13 sind einige Multi-Level Breaks eingezeichnet. Deutlich zu erkennen: nach dem ersten Break einer Schulter oder eine Taille wechselt die Liniendicke.

Sobald ein Widerstand gebrochen wird, wechselt die Linie den Zustand von dünn in dick, es wird ein Aufwärtstrend aufgenommen. Sobald eine Unterstützung gebrochen wird, wechselt die Linie den Zustand von dick in dünn, es wird ein Abwärtstrend aufgenommen. Yin und Yang spiegeln das Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage wieder. Bei einer Serie dicker Linien (Yang) übersteigt die Nachfrage das Angebot und die Kurse steigen. Bei einer Serie dünner Linien (Yin) übersteigt das Angebot die Nachfrage und die Kurse fallen. Da in einem Kagi Chart nur dann eine neue Linie eingezeichnet wird, wenn neue Höchst- bzw. Tiefstkurse erreicht werden, handelt es sich in gewisser Weise um ein in sich geschlossenes Break-out-System oder auch Trendfolgesystem. Ein Vorteil von Kagi Charts ist darin zu sehen, dass durch die Dicke der Linien die Marktrichtung und damit die Investitionsrichtung optisch deutlich angezeigt wird. Der Nachteil zeigt sich in einem Seitwärtsmarkt: Die Trefferquote bei Trendfolgesystemen in Seitwärtsmärkten ist schlicht und ergreifend schlecht.

Signalerzeugung

„Buy on Yang, Sell on Yin“.
Signale beruhen auf den Linienwechsel von Yin und Yang. Ein Kaufsignal entsteht, wenn die Linie von dünn auf dick wechselt (Abbildung 10), ein Verkaufssignal entsteht, bei einem Wechsel von dick auf dünn (Abbildung 11). Je länger die Kagi-Linie, desto wichtiger ist sie.

Länge von Yin und Yang

Bei den Candlesticks spiegelt die Länge einer weißen oder schwarzen Kerze die Stärke der Bullen oder Bären wider. Nach Ansicht von japanischen Tradern gilt eine Kerze als lang, wenn der Kerzenkörper im Vergleich zum vorherigen Kerzenkörper mindestens dreimal so lang ist. Auch gilt die Mitte eines langen Kerzenkörpers als wichtige Unterstützungs- oder Widerstandszonen. Diese Prinzipien wurden auch für die Kagi Charts übernommen. Je länger die Kagi-Linie, desto wichtiger ist sie. Auch das Verhältnis zwischen dickem und dünnen Linienanteil ist wichtig. Die Grafik in Abbildung 14 soll dies veranschaulichen.

Abbildung 14

Wie auch bei Candlestick Charts oder Point&Figure Charts gibt es auch bei Kagi Charts diverse Formationen.

Range Bars

Range Bars gehören neben Kagi Charts, den Renko-, Three Line Break- und Point&Figure Charts zu den Chartarten, bei welchen die Zeitkomponente ignoriert wird.

Range Bars sind auch unter anderen Namen bekannt: Momentum Bars, On Bar Method, New Range Bar, Breakout Bars oder – eine deutsche Variante – Spanne absolut oder Spanne %.

Doch der Reihe nach: Die grafische Darstellung des Preises in einem Chart ist die Basis der technischen Analyse. Dabei wird der Preis auf der vertikalen Achse abgetragen und die Zeit auf der horizontalen Achse. Wobei die Zeit in einem fest vorgegebenen Intervall, zum Beispiel 5 Minuten oder 1 Tag, voranschreitet. Eine Kerze oder ein Bar (= Balken) beinhaltet also die Preisspanne dieses Zeitintervalls. Es gibt einige Chartvarianten, bei welchen die Zeit eine untergeordnete Rolle spielt, so bei einem Point&Figure Chart und auch den Renko Charts. Hier wird zwar auch die Zeit auf der horizontalen Achse abgetragen, allerdings nicht in einem fest vorgegebenen Intervall, sondern erst, wenn das entsprechende Preiskriterium erfüllt ist. … hier gehts weiter …

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